Auf einem guten Weg - Nauen zwei Jahre nach dem Brandanschlag auf die Turnhalle

Auf einem guten Weg – Nauen zwei Jahre nach dem Brandanschlag auf die Turnhalle

Es gibt Tage im Leben, die vergisst man nicht. Heute jährt sich ein solcher zum zweiten Mal. Vor zwei Jahren brannte die als Flüchtlingsunterkunft geplante Turnhalle des OSZ in Nauen vollständig ab. Ich habe damals einen Bericht hier im Blog veröffentlicht. wie ich diesen Tag erlebt habe. Auf diesen will ich hier verweisen.

Wie sieht es mittlerweile in Nauen aus? Die Stimmung ist deutlich ruhiger geworden. Das hat sicher vor allem damit zu tun, dass die Brandstifter, die auch für weitere Taten in Nauen verantwortlich sind, mittlerweile verurteilt sind. Die gute und intensive Ermittlungsarbeit zur Aufklärung der rechtsextremen Taten der Nazi-Zelle in Nauen hat gezeigt, wie ernst die Brandenburger Sicherheitsbehörden die Gefahr von rechts nehmen. Niemand, der rechte Gewalttaten verübt, kann in Brandenburg davon ausgehen, dass seine Taten ungesühnt bleiben. Das hat natürlich die rechte Szene in Nauen verunsichert. Vielleicht ist es dieser Verunsicherung zu verdanken, dass aktuell keine Demonstrationen sogenannter besorgter Bürger stattfinden und auch Angriffe und Pöbeleien gegen Geflüchtete und deren UnterstützerInnen eher Seltenheitswert haben? Gleichzeitg dürfen wir nicht unterschätzen, dass die rechte Szene in Nauen und Umgebung weiterhin vorhanden und aktiv ist. Dass sie gerade nicht so sichtbar ist, heißt nicht, dass die Strukturen nicht weiter wirken. Deshalb wird auch weiterhin antifaschistisches Engagement nötig sein.

Der Wiederaufbau der zerstörten Turnhalle ist so gut wie fertig, sie wird am 13. September wieder eröffnet. Im Kreistag waren wir einig, dass dies sehr schnell in Angriff genommen werden muss. Dies hat ca. 4 Millionen Euro Kosten verursacht. Zwar trägt die Versicherung einen großen Teil dieser, dennoch macht diese Dimension deutlich, welche Werte hier vernichtet wurden. Vom immateriellen Schaden ganz zu schweigen. Mindestens sollte jeder und jedem in Nauen deutlich geworden sein, dass die sinnlose hassgetriebene Vernichtung von öffentlichen Werten Einschränkungen mit sich bringt – den Winter über fehlten im Osthavelland Turnhallenkapazitäten für den Vereinssport, was auch dazu führte, dass Kinderfußballmannschaften den ganzen Winter über im Freien trainieren mussten.

Mittlerweile leben in Nauen ca. 150 Geflüchtete. Sicher ist das nicht immer konfliktfrei, jedoch dürfte mittlerweile deutlich geworden sein, dass viele Ängste vor erhöhter Kriminalität in Nauen durch die Geflüchteten unbegründet waren. Insgesamt hat man sich wohl auch aneinander gewöhnt. Nein, rassistische Vorbehalte sind nicht einfach verschwunden, aber doch ist festzustellen, dass sich die Stimmung in Nauen gegenüber Geflüchteten verbessert hat. Die Willkommensinitiative kümmert sich gemeinsam mit hauptamtlichen Mitarbeiter*innen der Johanniter, die die Gemeinschaftsunterkunft in Nauen als Träger betreuen, um die zu uns geflohenen Menschen. Dieses Engagement müssen wir anerkennen und stärken. In Nauen sind die zivilgesellschaftlichen Strukturen nicht so ausgeprägt wie andernorts, dennoch sind sie vorhanden und wirksam. Darauf kann in den kommenden Jahren weiter aufgebaut werden.

Und so ist festzustellen, dass sicher nicht alles gut ist, aber Nauen hat sich auf einen guten Weg gemacht. Wir werden weiter wachsam sein und uns rassistischen und fremdenfeindlichen Ressentiments entgegen stellen, denn eines haben die vergangenen Jahre gezeigt: Man darf Nazis nicht das Feld überlassen und ihnen keinesfalls das Gefühl geben, dass sie im Sinne der Mehrheit der Bevölkerung handeln. Und wir werden uns weiter für ein friedliches, angstfreies und harmonisches Zusammenleben in der Stadt einsetzen.