Gedenkorte: Jüdische Gedenkstätten zum Verlorenen Transport in Tröbitz

Gedenkorte: Jüdische Gedenkstätten zum Verlorenen Transport in Tröbitz

Mit dem Bürgermeister, Herrn Gantke, in der Ausstellung zu Verlorenen Transport in der evangelischen Grundschule in Tröbitz.

Leser*innen dieses Blogs wissen, dass eine meiner besonderen Interessen der Erinnerungskultur gilt. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie lebendig und vielfältig, wie würdig und tiefgründig das Gedenken historischer Ereignisse und deren Opfer in Brandenburg ist. Einer der Orte, die schon länger auf meinem Zettel „unbedingt besuchen“ standen, ist der Ort Tröbitz. Da nach meinem Besuch der Außenstelle der Erstaufnahme in Doberlug-Kirchhain noch Zeit war, nutzte ich die Chance, gemeinsam mit meiner Fraktionskollegin Diana Bader die jüdischen Gedenkstätten für die Opfer des Verlorenen Transports in Tröbitz zu besuchen.

Der Verlorene Transport befand sich im April 1945 von Bergen Belsen kommend mit 2.500 Häftlingen an Bord, auf einer Irrfahrt durch Deutschland. Mehrmals wurde er aus der Luft von Alliierten angegriffen, es brach eine Typhus-Epedemie aus. Bei Tröbitz blieb er stehen und wurde von der Roten Armee befreit. Die Einwohner*innen des Ortes halfen den kranken und geschwächten Menschen. Durch den Typhus starben viele Häftlinge aber auch Tröbitzer, die geholfen haben. Wenige Wochen später konnten viele der ehemaligen Häftlinge in ihre Heimat zurück kehren.

Der Bürgermeister, Herr Gantke, war gern bereit uns die Gedenkstätten im Ort zu zeigen und uns einiges dazu zu erzählen. Er zeigte uns das VVN-Ehrenmal, die jüdischen Gedenksteine, das Museum in der evangelischen Grundschule, den jüdischen Friedhof und das Massengrab an Zugkilometer 106,7. Und es gibt weitere Bezugspunkte zum verlorenen Transport in Tröbitz und auch in anderen Orten der Umgebung, die wir nicht alle besuchten. Diese Aufzählung zeigt eine Besonderheit der Erinnerung an den Verlorenen Transport: Hier wird nicht nur an einem Ort die Erinnerung gepflegt. Vielmehr wurden mehrere Bezugspunkte, teils an den Originalschauplätzen, geschaffen. Dadurch wird erreicht, dass verschiedene Formen des Gedenkens und der Erinnerung nebeneinander stehen.

Besonders berührt hat mich der jüdische Friedhof. Wahrscheinlich ist es der einzige in einem Ort in Brandenburg, in dem niemals Jüdinnen und Juden dauerhaft lebten. Auch jetzt gibt es keine jüdischen Bewohner*innen, dennoch wirkte der Friedhof sehr gepflegt und die Wege waren liebevoll geharkt.

In der evangelischen Grundschule befindet sich eine kleine Ausstellung, die vor vielen Jahren von jungen Menschen gestatet wurde, zwischenzeitlich umziehen musste, und nun in der Schule ihren Platz gefunden hat. Eine schöne Lösung, kommen doch so die Schülerinnen und Schüler mit diesem wichigen Teil der Ortsgeschichte in Kontakt und werden angehalten, sich damit zu beschäftigen. Her Gantke berichtete uns von Projekten mit Zeitzeugen und zur Recherche einzelner Schicksale.

Es war ein sehr berührender und interessater Besuch in Tröbitz. Danke vor allem an Herrn Gantke für den Einblick in die lebendige Erinnerungskultur im Ort!