Ein Tag, zwei Veranstaltungen mit Jakob Preuss zum europäischen Grenzregime

Ein Tag, zwei Veranstaltungen mit Jakob Preuss zum europäischen Grenzregime

Hier im Blog hatte ich die beiden Veranstaltungen mit dem Filmemacher Jakob Preuss, dem Europaabgeordneten Helmut Scholz und mir angekündigt. Das dort geschriebene soll hier nicht wiederholt werden. Allerdings will ich zumindest kurz von diesem Tag berichten.

Los ging es morgens um 10 Uhr in Falkensee im Saal des Familienzentrums des ASB. Jakob Preuss stellte ausführlich sein Filmprojekt vor.

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Der Film beginnt in Wald von Melilla. Dort hat sich auf marokkanischem Territorium eine Dorfgemeinschaft bestehend aus denjenigen gebildet, die es bis dorthin geschafft haben und nun auf eine Chance warten, den dortigen Grenzzaun zur spanischen Enklave zu überwinden. In diesem Wald hat Jakob seinen Protagonisten Paul kennen gelernt und auch mit weiteren dort lebenden Menschen gesprochen. So lernen wir Michele kennen, eine lebenslustige Frau mit Herz und Schnauze. Würde man eher erwarten, dass angesichts der ärmlichen Lebensverhältnisse in notdürftig aus Plastikplanen zusammen geflickten Zelten eine gedrückte Stimmung dort im Wald herrscht, wird eines Besseren belehrt. Mit Humor und dem unzerbrechlichen Willen, es nach Europa zu schaffen, bewältigen die Menschen dort ihren Alltag, immer wartend auf „ihre“ Chance.

Nachdem Jakob Paul nicht mehr finden kann, weil dieser sich ohne sich zu verabschieden, auf die gefährliche Reise übers Meer gemacht hat, fährt er zum Zaun von Melilla, weil dort Menschen den „Sturm auf den Zaun“ versucht haben. Jeder, der über Grenzsicherung redet, sollte sich diese Bilder anschauen. Den mehrere Meter hohen Zaun erklommen, bleiben Migranten dort oben sitzen, auf ihre Chance wartend, die spanische Polizeikette zu durchdringen. Viele schaffen es nicht und werden durch spezielle Türen im Zaun zurück nach Marokko gebracht – rechtswidrig übrigens. Paul spricht in der Folge mit einem Polizisten, fährt auf einem Frontex-Schiff mit, um auch zu erfahren, wie die Sicherung der Seegrenze funktioniert (oder eben nicht).

Und Paul? Paul hat es nicht geschafft, bei diesem ersten Versuch und so treffen sie sich im Wald von Melilla wieder. Einige Zeit später versucht er es wieder, dieses Mal gelingt es, allerdings sterben einige, die mit ihm auf dem Boot waren. Er flieht nach einer Zeit in spanischer Abschiebehaft weiter über Paris nach Berlin und landet schließlich in Eisenhüttenstadt.

Das Filmprojekt lebt davon, dass auch Paul immer wieder zu Wort kommt, seine Flucht beschreibt. Und die Perspektive des Filmemachers, der schwankt zwischen unabhängigem Beobachter und doch immer wieder eingreifendem Helfer.

Noch ist der Film nicht fertig gestellt. Ich freue mich sehr auf das Endergebnis. Es wird ein Film, der einen menschlichen Zugang zum Thema ermöglicht. Eine allgemeine Diskussion über Grenzsicherung, ohne über die Menschen zu reden, die diese Grenze überwinden, gibt es nach diesem Film nicht. Und so war es auch in der anschließenden Diskussion, immer wieder sprachen wir über Paul, über seine Flucht und seine aktuelle Situation.

Nach dieser Veranstaltung hatten wir etwas Zeit, so das sich mit Jakob ein wenig regionaes Sightseeing machte: Wir besuchten das olympische Dorf in Elstal.

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Nach diesem kleinen Abstecher fuhren wir nach Cottbus. Dort fand um 18 Uhr die zweite Veranstaltung dieses Tages in einer wirklich irren Location, dem Café Zelig, statt. Der Ablauf war der gleiche, allerdings war hier die Besonderheit, dass auch Geflüchtete aus Eritrea anwesend waren, die uns in der anschließenden Flucht von ihrer eigenen Flucht berichteten und über ihr Leben in Deutschland erzählten. So diskutierten wir dann auch ganz praktische Fragen der Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten ebenso wie die aktuelle Situation an den europäischen Außengrenzen, den fürchterlichen dun menschenverachtenden Deal mit der Türkei usw.

Kurz vor Mitternacht war ich wieder zu Hause. Es war ein toller Tag mit spannenden Diskussionen, unglaublich vielen Eindrücken und interessanten Gesprächen mit Jakob während der langen Autofahrten. Ich hoffe, dass es uns gelingt, weitere dieser Veranstaltungen auf die Beine zu stellen!