Gedenkorte: Gedenkstätte des KZ-Außenlagers in Schlieben-Berga

Gedenkorte: Gedenkstätte des KZ-Außenlagers in Schlieben-Berga

Im Rahmen meines Regionaltags in Elbe-Elster besuchte ich gemeinsam mit meiner Fraktionskollegin Diana Bader auch die Gedenkstätte des KZ-Außenlagers Schlieben-Berga.

Das Außenlager war das drittgrößte der 136 Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. 1938 hatte der Leipziger Rüstungskonzern Hugo Schneider AG (HASAG) in Schlieben-Berga eine Schießbahn errichtet. Auf dem Gelände wurden ab 1939 Zwangsarbeiter*innen für Munitionstests eingesetzt. Später wurden auch Produktionsstätten errichtet, in denen ab 1942 Munition und ab 1943 Panzerfäuste hergestellt wurden.

Die HASAG betrieb diverse Produktionsstätten in Polen und Deutschland. Sie war eine der wichtigsten Produktionsfirmen für die Wehrmacht. Als im Laufe des Jahrs 1944 die Front immer näher kam, schloss die Firma ihre polnischen Standorte, verlagerte ihre Produktion nach Deutschland und errichtete im Juli 1944 unter anderem das KZ-Außenlager in Schlieben-Berga.

Im Juli 1944 kamen mit einem Transport aus Ravensbrück knapp 1000 Frauen (vorrangig politische Häftlinge aus Rissland, Tschechien, Ungarn, Österreich und Deutschland aber auch Sinti und Roma in das neu errichtete Lager. Später folgten in einem weiteren Transport Resistance-Kämpferinnen aus Belgien und Frankreich. Ein Großteil der Frauen wurde bereits im August in andere Lager überstellt, es blieben nur ca. 150 Frauen im Lager zurück.

Im August traf ein Transport aus Buchenwald mit knapp 1400 Männern ein. Dies waren vor alem polnische Juden. Es folgten weitere Transporte. Das Lage hatte eine durchschnittliche Belegung von 2000 bis 2500 Häftlingen.

Im Lager herrschten unmenschliche Bedingungen. Das Lager war ein typisches Lager in dem das Konzeot „Vernichtung durch Arbeit“ verfolgt wurde. Bei der Herstellung der Panzerfäuste arbeiteten die Häftlinge ohne Schutzbekleidung mit hochgiftigen Chemikalien, die sie krank machten. Kranke Häftlinge wurden nach Buchenwald zurück geschickt und dort in der Regel getötet da sie nicht mehr als arbeitsfähig galten. Die hygienischen Bedingungen, die Versorgung mit Lebensmitteln und die gesundheitliche Versorgung waren völlig unzureichend. Und auch die Bekleidung war absolut unzureichend, Brennmaterial für das Beheizen der Unterkünfte gab es nicht. Strenge Bewachung, Schläge durch das Bewachungspersonal und bei der Arbeit waren Altag.

Im Oktober 1944 kam es zu einer großen Explosion bei der ein Teil der Produktionsstätten zerstört und 96 Häftlinge getötet wurden. Die Ursache der Explosion ist bis heute nciht bekannt. Die Produktionsstätten wurden in kürzester Zeit wieder aufgebaut.

Ab März 1945 wurden die meisten Frauen in andere Lager verbracht. Ab April 1945 begann die Auflösung des Männerlagers. Schätzungen zufolge kamen bei diesen Transporten ca. 600 Häftlinge um.

Im Lager Schlieben-Berga starben mehr als 210 Häftinge während der kurzen Zeit des Bestehsn des Lagers. Hinzu kam eine bisher unbekannte Zahl derer, die nach Buchenwald zurück geschickt und dort getötet wurden, weil sie nicht mehr arbeitsfähig waren.

Damit will ich es zur Geschichte des Lagers bewenden lassen. Weitere Informationen sind hier zu finden.

Wir trafen uns mit Herrn Dannhauer und Herrn Dr. Wolf vom Trägerverein der Gedenkstätte im Informations- und Begegnungszentrum, das 2011 eröffnet wurde. Der Verein wurde 2009 gegründet und hat heute mehr als 30 Mitglieder im In- und Ausland. Er arbeitet ausschließlich ehrenamtlich. Neben der Pflege der Ausstellung kümmert sich der Verein um Instandhaltung und Unterhaltung der Anlagen, bietet Führungen für Besucher*innen an und hat mit Schulen der Umgebung Projekte zur Arbeit an der Gedenkstätte und zur Erforschung der Geschichte des Lagers gestartet.

Das größte Problem des Vereins ist die Finanzierung. Zwar bekommt der Verein regelmäßig Spenden der Sparkasse und kann auch teilweise auf Projektförderungen hoffen. Insgesamt ist die Finanzierung aber nicht gesichert, da weder vom Land noch vom Kreis eine regelmäßige und kontinuierliche Förderung erfolgt und vor allem die Unterhaltungskosten von 3500 Euro pro Jahr durch die Mitgliedsbeiträge und Spenden des Vereins kaum gestemmt werden können. Und größere Projekte können nicht in Angriff genommen werden, da Fördermittel oftmals an die Erbringung enes Eigenanteils gebunden sind, die der Verein nicht aufbringen kann. Ich habe zugesagt, dass ich auf Landesebene nach Möglichkeiten suche, hier Abhilfe zu schaffen. Ich hoffe, dass mir das gelingt, denn ich finde diese Arbeit, die dort geleistet wird, extrem wichtig.

Nach dem Gespräch besichtigten wir einen Teil der sehr weitläufigen Außenanlagen. Nicht alle Gebäude sind mehr erhalten, einige sind mittlerweile umgenutzt. Es sind jedoch noch einige Bunker zur Munitionsaufbewahrung erhalten, die zu DDR-Zeiten von der NVA genutzt wurden. Außerdem sind noch diverse Ruinen zu sehen, unter anderem sind die Überreste der Panzerfaustfabrik zu besichtigen.

Zum Abschluss führte uns Herr Dannhauer durch die Ausstellung im Informations- und Begegnungszentrum. Diese Ausstellung birgt neben Fundstücken des Lagers auch eine im Lager gefertigte Panzerfaust sowie diverse Schautafeln zur Geschichte und zu Einzelschicksalen. Eine sehr bewegende Ausstellung, die ich sehr empfehlen kann.

Ich danke Herrn Dannhauer und Herrn Dr. Wolf für die vielen Informationen und die spannende Führung. Vor allem aber danke ich ihnen un den anderen Mtgliedern des Vereins für ihre wertvolle Arbeit, die einen wichtigen Beitrag dazu leistet, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus in Brandenburg nicht in Vergessenheit geraten!