Leserbrief: Armutszeugnis für den Kreistag

zum Artikel „Mehrheit lehnt Zuschuss zum Schulessen ab“ vom 13. Juli 2009 in der MAZ/Havelländer

Im Artikel wird berichtet, dass der Antrag meiner Fraktion, armen und armutsgefährdeten Kindern im Havelland seitens des Kreises einen Zuschuss von 1 Euro zum Mittagessen zu zahlen, von der Mehrheit des Kreistages abgelehnt wurde. SPD, CDU, FDP und Bauern+ verwiesen vor allem darauf, dass die Teilnahme am Mittagessen in der Schule nicht mit dem Preis sondern mit der Qualität korreliere. Das mag grundsätzlich stimmen, es übersieht jedoch, dass es Eltern gibt, die ihrem Kind ein warmes Mittagessen einfach nicht finanzieren können. Hartz IV-Empfänger erhalten mit dem Regelsatz 2,72 Euro für die Verpflegung eines Kindes pro Tag. Wenn das Mittagessen bspw. allein 2,50 Euro kostet, steht für die Eltern nicht mehr die Frage, ob das Essen gut ist oder nicht, sondern allein die Frage, ob die restlichen 0,22 Euro für die Verpflegung des Kindes pro Tag ausreichen.

Wir hätten kein Dogma aus unserem Antrag gemacht. Jede Lösung, die dazu geführt hätte, dass alle Kinder im Havelland ein warmes Mittagessen erhalten können, wäre uns Recht gewesen. Die Zählgemeinschaft aus SPD, CDU, FDP und Bauern+ verhinderte jedoch sogar die Überweisung in den Fachausschuss, in dem wir gemeinsam nach Lösungen hätten suchen können. Damit wurde verhindert, dass über das Problem geredet wird. Wahrlich ein Armutszeugnis für den Kreistag, nicht einmal darüber reden zu wollen, wie Kinderarmut gelindert werden kann!