Nachgefragt: Chemtrails

Nachgefragt: Chemtrails

Bereits in der vergangenen Wahlperiode hatte ich die Landesregierung zweimal gefragt, ob sie Erkenntnisse zur Chemtrails-Verschwörungstheorie hat und Auskunft über deren Anhängerschaft, insbesondere hinsichtlich der Überschneidungen zu anderen Verschwörungstheoretikern wie bspw. Reichsbürgern hat. Beiträge zu diesen beiden Anfragen gibt es hier und hier.

Die Anhänger der Chemtrails-Verschwörungstheorie behaupten, dass am Himmel Chemikalien versprüht würden, die die Aufgabe hätten, im Wege des „Geo-Engineering“ das Wetter zu kontrollieren, die Bevölkerung gezielt zu reduzieren oder auch militärischen Zwecken zu dienen. Kondensstreifen seien dementsprechend nicht nur auf kondensierte Flugzeugabgase in großer Höhe zurückzuführen, sondern basierten auf der willentlichen Ausbringung von Chemikalien und Zusatzstoffen. Die Anhänger dieser Verschwörungstheorie treten mit Demonstrationen sowie über das Internet an die Öffentlichkeit. Presseberichten zufolge gibt es bei den Anhängern der Chemtrails-Verschwörungstheorie Schnittpunkte zu sogenannten Reichsbürgern und der Neonazi-Szene.

Im Jahr 2016 hatte die Landesregierung auf die Frage, ob sie Anhaltspunkte hat, dass Chemikalien durch Flugzeuge versprüht werden, Folgendes geantwortet:

„Der Landesregierung liegen keine Hinweise über Flugzeugemissionen, die nicht auf die ausschließliche Verbrennung von Kerosin zurückzuführen sind, vor. Im Luftgütemessnetz des Landes Brandenburg und in den Messnetzen anderer Bundesländer oder europäischer Nachbarländer finden sich keine Hinweise auf das Ausbringen von technischen Sprühgasen, Nanopartikeln oder sonstiger in diversen lnternetforen erwähnter Substanzen zum Zweck des Geo-Engineerings. Ein Gefährdungspotenzial durch zielgerichtete Ausbringung gesundheits- oder umweltschädlicher Substanzen durch Flugzeuge besteht somit nicht, Flugzeugemissionen beeinflussen gleichwohl durch das Verbrennen von Kerosin und das damit verbundene Einbringen von Verbrennungsrückständen und Wasserdampf in die Hochtroposphäre den Wärme- und Strahlungshaushalt der Erdatmosphäre. Durch die bedeutende Zunahme des Flugverkehrs hat der Bedeckungsgrad des Himmels mit Kondensstreifen und Zirren nachweislich zugenommen. Die Auswirkungen dieses Umstandes sind Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.“

Im Jahr 2017 habe ich nachgefragt, ob es neue Erkenntnisse gibt. Die Landesregierung ergänzte in ihrer Antwort ihre Ausführungen vom Vorjahr durch folgende Information:

„In der Arbeitsluftfahrt gibt es Sprühflugzeuge, die in den Bereichen des Weinbaus und der Land- und Forstwirtschaft Chemikalien ausbringen. Darüber hinaus wird auf die Beantwortung der Frage 2 der Kleinen Anfrage Nr. 1644 „Chemtrails“ der Abgeordneten Andrea Johlige, Fraktion DIE LINKE, vom 25. Mai 2016 (LT-Drs. 6/4236), verwiesen.“

Und es gab eine weitere Zusatzinformation im Vergleich zum Vorjahr. Auf die Frage:

„Welche Überschneidungen der Anhänger der Chemtrails-Verschwörungstheorie mit Strukturen, Organisationen bzw. Parteien der extremen Rechten bzw. Organisationen und Initiativen der sogenannten Reichsbürger sind der Landesregierung bekannt?“

antwortete die Landesregierung:

„Überschneidungen mit dem ebenfalls von diversen Verschwörungsfantastereien durchdrungenem Reichsbürger- und Selbstverwaltermilieu sind nicht auszuschließen. Ansonsten wird auf die Antwort zu Frage 1 verwiesen.“

 

Nun liegt  die Antwort der Landesregierung auf meine neuerliche Anfrage zum Thema vor. Wer neue Erkenntnisse erhofft hatte, hat leider Pech gehabt. Auf alle acht Fragen entwortet die Landesregierung nur: „Da die Landesregierung in der Zwischenzeit über keine neuen Erkenntnisse verfügt, wird auf ihre Antwort auf die Kleine Anfrage Nr. 2660 (Drucksache 6/6715) verwiesen.“ Ehrlich gesagt ist mir das ein bisschen wenig. Gerade angesichts der aktuellen Hochkonjunktur von Verschwörungstehorien klingt die Antwort eher danach, dass man sich hinter den einmal gefundenen Antworten der vormaligen Landesregierung versteckt als nach einer ernsthaften Beschäftigung mit dem Thema. Ein bisschen mehr Mühe hätte man sich da geben können.

Klar ist aber auch, dass damit auch die neue Landesregierung keinerlei Anhaltpunkte dafür hat, dass an dieser Verschwörungstheorie auch nur das Geringste dran sein könnte.