Tragt Masken! - Ein Appell für den Schutz der Anderen

Tragt Masken! – Ein Appell für den Schutz der Anderen

Die Corona-Pandemie hat überall auf der Welt, aber auch in Deutschland, dazu geführt, dass sehr massive Maßnahmen wie Kontaktsperren, Schließung öffentlicher Einrichtungen, Gastwirtschaften und großer Teile des Einzelhandels, Schul- und Kikta-Schließungen, Versammlungs- und Gottesdienstverbote usw. notwendig wurden, um den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zu gewährleisten und die exponentielle Ausbreitung des Virus einzudämmen. Das ist vorerst ein Stück weit gelungen, die Zahl der Infektionen steigt weniger stark, so dass davon auszugehen ist, dass die ergriffenen Maßnahmen gewirkt haben. Nun wird über Lockerungen nachgedacht. Der Einzelhandel wird zumindest zu einem großen Teil wieder öffnen können, auch eine schrittweise Öffnung der Schulen ist angedacht.

Klar ist, dass es bei einer Lockerung der Maßnahmen jederzeit wieder zu größeren Ausbrüchen kommen kann. Nach den sehr drastischen Maßnahmen am Anfang, die völlig richtig waren, die aber gleichzeitig massive Grundrechtseinschränkungen und eine starke Belastung der Wirtschaft mit sich brachten, ist nun Augenmaß gefragt. Infektionsschutz muss weiterhin an erster Stelle stehen, jedoch müssen gleichzeitig Maßnahmen zurück gefahren werden, wo dies möglich ist.

Ich finde es richtig, den Einzelhandel wieder zu öffnen, da es kaum erklärbar war, weshalb zwar Supermärkte und Baumärkte geöffnet waren, andere Geschäfte wie Buchhandlungen und Fahrradläden aber nicht, zumal gerade in kleineren Geschäften der Infektionsschutz viel einfacher gewährleistet werden kann als in großen Supermärkten. Ich finde es auch richtig, Religionsausübung wieder zu ermöglichen und auch das Versammlungsverbot zu lockern. Auch eine schrittweise Öffnung von Schulen finde ich wichtig. Für all das braucht es aber Regeln. Abstand halten, Hände waschen usw. ist uns mittlerweile wohl allen ins Blut übergangen. Das wird es auch weiterhin brauchen, um uns alle vor Ansteckung zu schützen. Was ich aber wirklich falsch finde ist, dass es keine flächendeckende Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase in öffentlichen geschlossenen Räumen – in der Folge zur Vereinfachung Maskenpflicht genannt – gibt.

Die Bundesregierung empfiehlt mittlerweile dringend, in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen Mund und Nase mithilfe einer Stoffmaske zu bedecken. Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben beschlossen, das Bedecken von Mund und Nase bei diesen Gelegenheiten zur Pflicht zu machen. Andere Bundesländer, so auch Brandenburg, tun das bisher nicht. Das finde ich falsch und verstehe es auch nicht wirklich, weil es einen wesentlich grundrechtsschonenderen Eingriff bedeutet als bereits ergriffene Maßnahmen und gleichzeitig zusätzlichen Infektionsschutz bietet.

Zuerst zur Einordnung: Es gibt verschiedene Arten von Masken. Da sind zuerst die FFP2- und FFP3-Masken, die im medizinischen Bereich zum Einsatz kommen. Sie schützen in Verbindung mit weiterem Schutzmaterial (Kittel, Schutzbrille usw.) den Träger vor Infektion und nebenbei auch dessen Gegenüber. Diese müssen dem medizinischen Personal bzw. Rettungskräften, die mit infektiösen Patienten in Berührung kommen, vorbehalten sein, da daran eklatanter Mangel herrscht. Dann gibt es die chirurgischen Masken, die bspw. bei Operationen zum Einsatz kommen. Sie schützen in erster Linie das gegenüber vor Keimen des Trägers, den Träger selbst jedoch nur eingeschränkt. Auch diese Masken sollten möglichst dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben. Und dann gibt es Behelfsmasken aus Stoff, die man kaufen oder auch selbst nähen kann. Auch sie schützen vor allem das Gegenüber, indem sie dafür sorgen, dass sich die ausgeatmete Luft nicht sehr weit durch den Raum bewegt und Tröpfchen zurück gehalten werden. Neuere Studien zeigen aber, dass diese auch den Träger selbst schützen, zumindest vor größeren Tröpfchen und vor unbewusstem ins Gesicht fassen.

Wenn also alle in geschlossenen Räumen solche Behelfsmasken tragen würden, wären alle besser vor Infektion geschützt. Das kann dazu beitragen, dass die Infektionen weiter zurück gehen. Und: Es wird aktuell viel darüber geredet, dass vor allem Risikogruppen – also ältere und vorerkrankte Menschen, die durch das Virus Gefahr laufen, schwer zu erkranken oder gar zu sterben – besser geschützt werden müssen. Aber geschieht das wirklich, wenn man auf Masken verzichtet? Wer in den vergangenen Tagen und Wochen einkaufen war, weiß sehr genau, dass das Abstand halten in erforderlichem Maß selbst bei bestem Willen nicht immer möglich ist.  1,5 m oder 2 m sind recht viel, in den meisten Supermärkten ist es nahezu unmöglich, einen Einkauf zu absolvieren ohne dass man mehrmals anderen Menschen näher kommt. Es gibt Supermärkte, die extra Öffnungszeiten nur für ältere und vorerkrankte Menschen anbieten – leider machen das zu wenige. Selbiges gilt im ÖPNV. In einem Bus kann ein solcher Mindestabstand gar nicht immer eingehalten werden, es sei denn man ist der einzige Fahrgast. Deshalb braucht es zusätzlichen Schutz und Behelfsmasken bieten diesen.

Die Zahl derjenigen, die mit einem Mund-Nasen-Schutz beim Einkaufen oder im ÖPNV unterwegs sind, hat nach meiner Wahrnehmung deutlich zugenommen. Dennoch gibt es noch immer sehr viele, die trotz der Empfehlung des Robert-Koch-Instituts, der dringenden Empfehlung der Bundesregierung und diversen medial wahrnehmbaren Appellen, eine solche zu tragen, dies nicht tun. Das mag verschiedene Gründe haben.

Zum einen ist es sicher eine Frage der Verfügbarkeit. Allerdings gibt es mittlerweile diverse Anleitungen, wie eine Behelfsmaske selbst genäht oder auch aus Küchenrolle gebastelt werden kann, es gibt diverse Anbieter, bei denen man eine erwerben kann und viele nähen ehrenamtlich für ihre Nachbarn und Freunde Stoffmasken. Wer eine Maske will, wird sie sich auch besorgen können. Und wer wirklich keine bekommt‘: Ein Tuch oder Schal vor Mund und Nase hat den gleichen Effekt. Es ist also eine Frage des Wollens, nicht des Könnens, ob man sich und andere schützt.

Zum anderen ist es auch eine Frage der Kultur. In Deutschland gibt es keine „Kultur des Gesichtverhüllens“, im Gegenteil, es gilt als unhöflich, sein Gesicht zu bedecken. Und natürlich ist es viel besser, im Gespräch die Gesichtszüge des Gegenübers zu sehen, und man versteh den Anderen auch besser, wenn die Stimme nicht durch eine Mundbedeckung gedämpft ist. Wir werden uns daran gewöhnen müssen. Künftig wird es wie beim Abstand halten sein: Die neue Höflichkeit ist der Schutz des Anderen. Ein solcher Kulturwechsel braucht Zeit, nur haben wir diese Zeit nicht, weil das Virus uns die Zeit nicht lässt.

Natürlich ist ein Maskenzwang ein Eingriff in die persönliche Freiheit. Die Freiheit des Einzelnen kann immer nur so weit gehen, wie er andere nicht gefährdet. Für den Schutz Aller vor einer möglichen Infektion durch andere sind alle zumutbaren Maßnahmen zu ergreifen. Ein Maskenzwang an Orten, wo Mindestabstände nicht immer sicher eingehalten werden können, gehört aus meiner Sicht dazu. Die Bedeckung von Mund und Nase ist ein wesentlich geringerer Eingriff in die Grundrechte, als es bspw. Kontaktverbote sind. Und gerade wenn man den Lockdown beenden und Kontaktverbote, Ausgangsbeschränkungen usw. lockern, aber gleichzeitig den Infektionsschutz gewährleisten will, ist ein Maskenzwang in öffentlichen Räumen aus meiner Sicht dringend geboten.

Dagegen wird eingewandt, dass eine Bedeckung von Mund und Nase zu falscher Sicherheit und dem Nichteinhalten von anderen Regeln wie Abstand halten führen könnte. Ich bin nicht sicher, ob diese Gefahr wirklich besteht. Man könnte auch einwenden, dass die Bedeckung von Mund und Nase jederzeit an die Gefahr erinnert, die durch das Virus ausgeht und damit sogar dazu beiträgt, auch die anderen Regeln zu beachten.

Die brandenburger Landesregierung hat sich zwar entschieden, die in der bisherigen Eindämmungsverordnung ergriffenen Maßnahmen zu lockern. Zu einem Maskenzwang wie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen im ÖPNV und im Einzelhandel hat sie sich jedoch nicht durchgerungen. Ich kann deshalb nur an Alle appellieren, den Infektionsschutz ernster zu nehmen, als unsere Landesregierung und Masken zu tragen, wo immer der Mindestabstand nicht sicher eingehalten werden kann!