Unterwegs in der Uckermark

Unterwegs in der Uckermark

Der Arbeitskreis Soziales de LINKEN Landtagsfraktion war in dieser Woche auf Sommertour. Ich konnte leider nur am Dienstag und am Donnerstag dabei sein.

Die Entwicklung neuer medizinischer Versorgungsmodelle in ländlichen Regionen am Beispiel von Templin und Umgebung stand am Donnerstag auf dem Programm. An dem Termin nahmen meine beiden Fraktionskolleginnen Bettina Fortunato und Isabelle Vandre und ich, sowie die Vorsitzenden der Sozialausschüsse der Stadt Templin und des Landkreises, Andreas Büttner und Heiko Poppe teil (beide LINKE). Unter dem Dach der IGiB (Innovative Gesundheitsversorgung in Brandenburg) und der Sana-Kliniken Berlin-Brandenburg wird in Templin ein Modellprojekt entwickelt und ausprobiert. 14,5 Millionen Euro aus dem vom Gemeinsamen Bundesausschuss verwalteten Innovationsfonds wurden dafür zur Verfügung gestellt.

Projektleiter Dr. Hans-Joachim Helming informierte uns über den Stand der Entwicklung. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sind vor allem in der ländlichen Region neue Ideen gefragt.

Was heißt das genau? Die Region Templin steht beispielhaft für einen dramatischen Wandel. Für 2030 wurde ein Bevölkerungsrückgang um 21 Prozent prognostiziert bei deutlicher Zunahme älterer und chronisch kranker Menschen. Kurz gesagt bedeutet das, dass immer weniger Menschen in der Region leben, gleichzeitig aber das Durchschnittsalter steigt und deshalb vor allem Volks- und Alterskrankheiten vermehrt auftreten. Bereits jetzt gibt es in der Region eine der höchsten Quoten der Bettenbelegung im Krankenhaus. Das liegt vor allem daran, dass ambulante Kapazitäten fehlen und eine optimale Betreuung zu Hause nicht sicher gestellt werden kann, weshalb Menschen eher ins Krankenhaus eingewiesen werden, um ihre Gesundung optimal zu begleiten, als dies in anderen Regionen mit einer besseren Versorgung der Fall ist. Das alles führt zu einem veränderten Bedarf an ambulanten, stationären, pflegerischen, sozialen und therapeutischen Leistungen.

Gleichzeitig leben in der Region auch noch Familien mit Kindern und Jugendlichen, für die, auch wenn es anteilig weniger werden, dennoch eine gute Versorgung sicher gestellt werden muss. Gerade hierbei ist Vernetzung der Akteue in der Region aber auch mit anderen Regionen sinnvoll.

Das Projekt versucht, für diese absehbaren Entwicklungen neue Wege zu finden, um die vorhandenen Akteure (niedergelassene Ärzte, Krankenhaus, Pflegedienste, Sozialberatung usw.) besser zu vernetzen, Doppelstrukturen zu vermeiden und die (begrenzten) Ressourcen so zu steuern, dass die Patientenversorgung optimal gesichert ist. Dabei ist das Gesundheitssystem, wie es aktuell organisiert ist, nicht immer hilfreich. Teilweise dürfen Akteure nicht zusamen arbeiten, für Krankenhäuser gelten andere Erstattungsstrukturen als für niedergelassene Ärzte usw. Auch diese Probelme sollen aufgezeigt werden, um nicht eine gute gesundheitliche Versorgung an bürokratischen Hürden scheitern zu lassen. Ziel ist dabei, speziell für den ländlichen Raum und dünn besiedelte Gebiete Lösungen zu finden, die auch in anderen Regionen Anwendung finden können.

Das Gespräch dauerte mehr als zwei Stunden und Herrn Helming ist es mit seiner anschaulichen Art zu erklären gelungen, auch mir als Nicht-Gesundheitspolitikerin die Probleme im ländlichen Raum bei der gesundheitlichen Versorgung klar zu machen. Ich hoffe sehr, dass bei dem Projekt Lösungen gefunden werden, die auch für andere Regionen übertragbar sind, denn nicht nur die Uckermark ist mitten im demographischen Wandel.