Nachgefragt: Antwort der Landesregierung zu Chemtrails

Nachgefragt: Antwort der Landesregierung zu Chemtrails

Ich hab es bisher noch gar nicht erlebt, dass eine kleine Anfrage, die ich an die Landesregierung richte, noch vor der Beantwortung Wellen schlägt. So viele Reaktionen hatte ich bisher nur bei der Antwort auf die Reichsbürger-Anfrage,  wobei die „Reichsbürger“ nicht gerade erfreut waren. Völlig zu Recht, ich finde, „Reichsbürger“ sind eben nicht nur harmlose Spinner sondern ihr Tun ist darauf ausgerichtet, rechtsextreme Deutungsmuster gesellschaftlich zu verankern. Und bei den „Reichsbürgern“ gibt es personelle Überschneidungen zum rechtsextremen Milieu. Dass das die Anhänger dieser Verschwörungstheorie nicht gern hören, war vorher klar. Die Zahl der „Zuschriften“, teilweise auch deren Länge und auch die Heftigkeit in Ton und Inhalt haben mich allerdings schon überrascht.

Das wurde nun noch getoppt von den „Chemmies“ (also den Anhängern der Chemtrails-Verschwörungstheorie), wo es ab dem Tag der Veröffentlichung der Anfrage Reaktionen gab. Die Anhänger der Chemtrails-Verschwörungstheorie behaupten, dass am Himmel Chemikalien versprüht würden, die die Aufgabe hätten, im Wege des „Geo-Engineering“ das Wetter zu kontrollieren, die Bevölkerung gezielt zu reduzieren oder auch militärischen Zwecken zu dienen. Kondensstreifen seien dementsprechend nicht nur auf kondensierte Flugzeugabgase in großer Höhe zurückzuführen, sondern basierten auf der willentlichen Ausbringung von Chemikalien und Zusatzstoffen. Die Anhänger dieser Verschwörungstheorie treten mit Demonstrationen sowie über das Internet an die Öffentlichkeit. Presseberichten zufolge gibt es bei den Anhängern der Chemtrails-Verschwörungstheorie Schnittpunkte zu sogenannten Reichsbürgern und der Neonazi-Szene.

Interessant ist, dass es zu der Anfrage sowohl negative als auch positive Zuschriften gibt. Diese hier hat mich besonders irritiert:

„Sehr geehrte Frau Johlige, herzlichen Dank, daß Sie sich unser Anliegen so zu eigen machen. Ich bin davon überzeugt, daß Aufklärungsarbeit wie die Ihre irgendwann das ganze Ausmaß des Skandals und der Täuschung des Volkes durch imperialistische Mächte ans Licht bringt. Machen Sie weiter so! Herzliche Grüße, M.B.“

Wie man das aus der Anfrage heraus lesen kann, ist mir schleierhaft.

Das Erkenntnisinteresse der Anfrage lag, wie wohl erkennbar sein sollte, gerade nicht in der Bestätigung einer kruden Verschwörungstherie sondern darin, mehr über ideologische und personelle Überschneidungen und Berührungspunkte mit Reichsbürgern und Gruppierungen der rechten Szene in Brandenburg zu erfahren. Die „Chemmies“ werden in der Öffentlichkeit, noch mehr als die sogenannten Reichsbürger, als arme Irre abgetan. Ob das gerechtfertigt ist oder auch eine Gefährdung von ihnen ausgeht, ist zu klären.  Klar ist, dass auch die Chemtrails-Verschwörungstheorie geeignet ist, diverse Deutungsmuster zu transportieren, die in rechten Kreisen durchaus Anklang finden.

Nun liegt die Antwort der Landesregierung vor. Leider liegen der Landesregierung weder eigene Erkenntniss ezur Chemtrails-Verschwörungstheorie, noch zu deren Anhängern vor. Deshalb bleiben Verbindungen zu „Reichsbürgern“ bzw. in die rechte Szene im Dunkeln. Auch zu Aktivitäten in Brandenburg gibt es keine Antwort. Und auch eine eigene Enschätzung zur Bewertung hinsichtlich einer möglichen Gefährdung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung findet sich in der Antwort nicht. Kurz zusammengefasst kann man wohl sagen: Mit dem gesamten Komplex hat sich noch niemand in der Brandenburger Landesverwaltung beschäftigt, was auch daran liegen kann, dass es tatsächlich keine Aktivitäten gibt. Ob das wirklich so ist, kann ich nicht einschätzen.

Interessant ist allerdings die Antwort auf die Frage, ob die Landesregierung Anhaltspunkte dafür hat, dass Chemikalien durch Flugzeuge versprüht werden. Dazu antwortet sie wie folgt:

„Der Landesregierung liegen keine Hinweise über Flugzeugemissionen, die nicht auf die ausschließliche Verbrennung von Kerosin zurückzuführen sind, vor. Im Luftgütemessnetz des Landes Brandenburg und in den Messnetzen anderer Bundesländer oder europäischer Nachbarländer finden sich keine Hinweise auf das Ausbringen von technischen Sprühgasen, Nanopartikeln oder sonstiger in diversen lnternetforen erwähnter Substanzen zum Zweck des Geo-Engineerings. Ein Gefährdungspotenzial durch zielgerichtete Ausbringung gesundheits- oder umweltschädlicher Substanzen durch Flugzeuge besteht somit nicht, Flugzeugemissionen beeinflussen gleichwohl durch das Verbrennen von Kerosin und das damit verbundene Einbringen von Verbrennungsrückständen und Wasserdampf in die Hochtroposphäre den Wärme- und Strahlungshaushalt der Erdatmosphäre. Durch die bedeutende Zunahme des Flugverkehrs hat der Bedeckungsgrad des Himmels mit Kondensstreifen und Zirren nachweislich zugenommen. Die Auswirkungen dieses Umstandes sind Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.“

Damit stellt die Landesregierung klar, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass irgendjemand Chemikalien in der Atmosphäre versprüht. Ich vermute allerdings, dass die „Chemmies“ das nicht hören wollen. Aber nunja, so ist das mit Verschwörungstheoretikern… Ich freue mich auf die Zuschriften!