Besuch bei der Premnitzer Wohnungsbaugenossenschaft

Besuch bei der Premnitzer Wohnungsbaugenossenschaft

Heute war ich bei der Premnitzer Wohnungsbaugenossenschaft mit dem Geschäftsführer Herrn Kästner, und dem Bürgermeister von Premnitz, Herrn Tebling, verabredet. Ich hatte um dieses Gespräch gebeten, um mir ein Bild von der Wohnungssituation in Premnitz zu machen und zu erfahren, welche Unterstützung seitens des Landes für die Förderung bedarfsgerechten Wohnungsbaus notwendig ist.

Aktuell liegen die Bestandsmieten in der Stadt zwischen 4,60 und 5,00 € Netto-Kalt, bei Neubauwohnungen bei 6,00 € und bei barrierefreiem Wohnraum zwischen 5,00 und 5,60 €. In der Stadt steht ca. 10% des Wohnraums leer, vor allem in den oberen Etagen. Gleichzeitig fehlen altengerechte,barrierefreie und durch Fahrstuhl erschlossene Wohnungen. Diese Bedarf wird in Zuunft noch größer, da die Bevölkerung altert. Aktuell sind 31% der Premnitzer über 65 Jahre alt, Tendenz steigend. Die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt bei 1,75 Personen.

Meine beiden Gesprächspartner schätzten übereinstimmend ein, dass ein weiterer Rückbau von ca. 1.000 Wohnungen bis 2030 notwendig sei. Die Struktur des Wohnungsbestandes passe nicht zum aktuellen und künftugen Bedarf, weshalb es notwendig sei, trotz des Rückbaus auch neuen Wohnraum zu schaffen. Der Wohnungsbestand sei oftmals nicht oder nur zu sehr hohen Kosten so zu ertüchtigen, dass er dem Bedarf entspreche. Bspw. koste ein Farstuhl für ein viergeschossiges Wohnhaus 100.000 Euro und verursache 2.500 € Betriebskosten pro Jahr. Für einen Aufgang mit 8 Wohneinheiten sei dies nicht wirtschaftlich.

Die Stadt verfolgt deshalb das Konzept, nicht benötigten Wohnraum zurückzubauen und gleichzeitig über Neubau (auch privater Akteure) die gewachsenen Struktueren der Stadt zu unterstützen und den Wohnungsbestand dadurch schrittweise dem Bedarf anzupassen. Auch Einfamilienhäuser sollen auf einigen Flächen neu entstehen. Dazu wird auch versucht, die Attraktivität der Stadt für Familien durch ein gutes Angebot an Kita- und Schulplätzen zu steigern. Aktuell fehlt es allerdings vor allem an Kita-Plätzen, was durch mehrere Faktoren beeinflusst ist und eine gewisse Zeit anhalten wird.

Die Gesprächspartner schätzten insgesamt ein, dass die Wohnbauförderung des Landes eher für den berlinnahen Raum gestrickt sei. Für eher periphere Regionen brauche es vor allem die Förderung altersgerechter und barrierefreier Wohnungen. Gerade in der aktuellen Niedrigzingsphase brauche es nicht nur zinsfreie Kredite mit geringen Zuschussanteilen sondern vor allem nicht rückzahlbare Zuschüsse, um staatliche Wohnbauförderung für Investoren interessant zu machen. Die Belegungsbindungen, mit denen die Wohnraumförderung einher gehe, seien mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden, was sie nur dann attraktiv mache, wenn durch die Förderung deutlich bessere Konditionen als auf dem freien Kreditmarkt zu erzielen sind.

Ein weiteres Problem wurde artikuliert: neuerdings seien beim Bau verwendete Dämmstoffe als Schadstoffe zu entsorgen, was dazu führe, dass die Entsorgung de Dämmungen das bis zu Dreifache des Neupreises koste. Dies könne dazu führe, dass der Rückbau von nicht benötigtem Wohnraum so teuer wird, dass er nicht mehr wirtschaftliche darstellbar ist. Die Alternative wäre dann, die Häuser einfach stehen zu lassen, was die Attraktivität der betroffenen Gebiete erheblich verringern würde.

Insgesamt also keine einfache Situation in Premnitz und ich glaube, dass ähnliche Probleme in einigen Regionen des Landes existieren. Wir tun deshalb gut daran, sehr genau zu beobachten, wie die Wohnraumförderung des Landes – immerhin mit 100 Millionen € jährlich im Landeshaushalt verankert – tatsächlich wirkt und hier ggf. bedarfsgerecht nachzusteuern.