Bürgermeister zufrieden? Armes Dallgow! – Leserbrief in der MAZ

Leserbrief

Zu „Es wurde kein Geld verschwendet“, MAZ, 28./29. August 2010

Hatte sich der Bürgermeister der Gemeinde Dallgow-Döberitz, Jürgen Hemberger, im Sonderausschuss zum Sozialgebäude nur widerwillig geäußert und viele Fragen der Ausschussmitglieder unbeantwortet gelassen, so scheint er nun, kurz nach der knapp gescheiterten Einleitung eines Abwahlverfahrens, seine Sprache wieder gefunden zu haben.  Und da erfährt die staunende Gemeindevertreterin so einiges: Er habe seit den Haushaltsverhandlungen gewusst, dass das Gebäude über eine Million kosten wird (im Ausschuss behauptete er, dies aus der Zeitung erfahren zu haben), die Gemeindevertreter wollten ein solch repräsentatives Gebäude (dies unterstellt, dass die Gemeindevertreter mehr gewusst haben, als er selbst, richtig ist, die Gemeindevertreter wurden gezielt getäuscht), es wurde kein Geld verschwendet (wie soll man es sonst nennen, wenn bei gleicher bzw. geringerer Funktionalität, deutlich mehr als veranschlagt ausgegeben wurde?), auch an der unberechtigten Auftragsvergabe für den Rohbau sind andere schuld (nur blöd, dass das Dokument seine Unterschrift trägt) und so geht es weiter. Von einem Bürgermeister, der gerade nur knapp einem Abwahlverfahren entgangen ist, hätte ich mir ein wenig mehr Selbstkritik gewünscht. Davon jedoch keine Spur, stattdessen biegt er sich die Geschehnisse so hin, dass es scheint, als hätten alle anderen Fehler gemacht, nur er selbst nicht. Es ist kaum möglich, alle Halb- und Unwahrheiten des Interviews hier zu kommentieren. Auf einen Punkt muss aber eingegangen werden.

Er sagt, wenn er heute am Sportplatzgebäude vorbei fahre, wäre er zufrieden, dass dort ein markantes Gebäude steht. Das muss man sich einmal vorstellen: Es werden 650.000 Euro verschwendet, das die Gemeinde dringend für andere wichtige Projekte benötigt hätte; das Gebäude wird (angeblich ohne sein Wissen) doppelt so groß wie ursprünglich als notwendig erachtet, und dies ohne, dass die Gemeindevertretung dies gebilligt hat; es treten in der Folge Missstände in seiner Verwaltung zutage, die wohl kaum jemand in diesem Ausmaß für möglich gehalten hat, und der Bürgermeister ist zufrieden? Als Bürgermeister hat er die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, Schaden von der Gemeinde abzuwenden. In seiner Verantwortung ist der Gemeinde ein Schaden von 650.000 Euro zugefügt worden. Wenn er damit zufrieden ist, ist er nicht mehr nur als unfähig und überfordert zu bezeichnen, man muss auch noch Vorsatz unterstellen. Armes Dallgow!