Mein letztes Interview als Kreisvorsitzende…

Am Wochenende ist Kreisparteitag und ich trete nicht wieder als Kreisvorsitzende an. Das war für die MAZ Anlass genug, mich zum Interview zu bitten. Nundenn, hier ist es.

Andrea Johlige zieht sich nach zwei Jahren vom Parteivorsitz der Havelländer Linken zurück

NAUEN – Auf dem Kreisparteitag am Sonnabend in Nauen macht die Galionsfigur der Linken Platz für Hendrik Öchsle und Karin Heckert. Mit Andrea Johlige sprach Jana Einecke.

MAZ: Frau Johlige, wie geht es Ihnen und der Linken?

Andrea Johlige: Beiden geht es gut. Wir haben einen guten Bundesparteitag hinter uns und rüsten uns für künftige Aufgaben (lacht). Wir haben eine Leitbilddebatte und ab 2013, 2014 auch wieder Wahlkämpfe vor uns. Der brandenburgische Landesverband ist bundesweit der einzige, der noch in Regierungsverantwortung ist. Es gilt zu beweisen, dass es auch in dieser Situation möglich ist, Wahlergebnisse zu verteidigen.

Klingt nach einer Herausforderung. Ist Kreispolitik da vergleichsweise langweilig?

Johlige: Sagen wir es so: Ich mache schon gerne Kreispolitik, aber seitdem ich Leiterin der Landesgeschäftsstelle bin, habe ich gemerkt, dass Landespolitik sehr viel Spaß macht – zum Beispiel Parteikommunikation zu organisieren. Ich finde es superspannend, an der Politik-Entwicklung mitzuarbeiten. Das passt zu mir. Die Aufgaben auf Landesebene sind so groß, dass ich mich ihnen mit ganzer Kraft widmen will. Deshalb ziehe ich mich als Kreisvorsitzende zurück. Aber ich werde ja weiterhin im Kreistag sitzen – um weiterhin unsere Anliegen gegen die Zählgemeinschaft zu verteidigen.

Die Anträge Ihrer Fraktion werden im Kreistag ja regelmäßig abgelehnt. Ist das nicht frustrierend?

Johlige: Ja, manchmal ist es das. Es ist aber auch ein Stück weit das Los einer Oppositionspartei. Das Schicksal teilen wir mit den Grünen. Anträge werden im Übrigen überall dort abgeschmettert, wo die Parteien der Mehrheit keinen Wert darauf legen, dass alle Kreistagsparteien an der Kreispolitik teilhaben. Aber selbst, wenn es frustrierend ist: Wir werden immer weitere Anträge stellen, weil wir den Auftrag unserer Wähler haben, möglichst viel herauszuholen. Damit schaffen wir auch einen gewissen gesellschaftlichen Druck, der Gegner zu Zugeständnissen zwingen kann. Nehmen Sie etwa den Mindestlohn auf Bundesebene, den hat die Linke schon seit Jahren gefordert und inzwischen ist er bis ins bürgerliche Lager hinein ein Thema.


Sie sind seit ziemlich genau zwei Jahren im Kreisvorstand. Nicht besonders lange, oder?

Johlige: Das Leben ändert sich manchmal ganz schnell, auch das politische Leben. Jedenfalls war das so nicht geplant. Vor zwei Jahren hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich mal als Landesgeschäftsführerin kandidieren werde. Mag sein, dass es kurz war, dafür aber intensiv. Ich fände es aber eher unverantwortlich weiterzumachen, wenn ich wüsste, dass ich nicht mehr genug Zeit für den Kreisverband habe.

Wann wussten Sie, dass Sie sich zurückziehen wollen?

Johlige: Seit ich Leiterin der Geschäftsstelle in Potsdam bin, habe ich gesagt, dass ich ernsthaft darüber nachdenken werde, ob ich nicht mehr kandidiere. Ich habe das auch immer davon abhängig gemacht, ob Nachfolger in Sicht sind.

Karin Heckert und Hendrik Öchsle könnten die erste linke Doppelspitze in Brandenburg werden. Traut man einer einzelnen Person den Vorsitz nicht zu?

Johlige: Damit hat das nichts zu tun. Es gab im Kreisvorstand zwei Vorschläge – und das waren Karin Heckert und Hendrik Öchsle. Sie haben sich dann entschieden, dass sie es beide gemeinsam machen wollen. Und wir wollen die Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilen. Die, die sonst schon so viel zu tun haben, also Harald Petzold als Kreistagsfraktionsvorsitzender, Diana Golze im Bundestag, sollten sich auch mehr zurückziehen können. Es gab überhaupt keine inhaltlichen oder persönliche Differenzen. Karin Heckert und Hendrik Öchsle sind sehr erfahren in diesem Kreisverband, sie kennen ihn wohl besser als jeder andere. Und sie verstehen sich gut.


Die Linke will ihre Kommunikation sowohl nach innen als auch nach außen verbessern. Was heißt das konkret?

Johlige: Es wird voraussichtlich bald eine Parteizeitung geben. Außerdem wollen wir unseren Internetauftritt aktueller und inhaltsreicher gestalten und auch unsere Ortsvereine dazu anregen, eigene Seiten zu betreuen. In jedem Fall sind wir daran interessiert, dass die Information schnell vom Minister zum Genossen kommt und umgekehrt.

Bleibt Ihnen überhaupt noch genug Zeit für die Kreistagssitzungen, sollten Sie im Februar gewählt werden?

Johlige: Das kann man sich organisieren. Man hat ja sowieso nie Feierabend.