Flüchtest du noch oder bist du schon integriert?

Flüchtest du noch oder bist du schon integriert?

Zugegeben, diese Frage ist etwas provokant, sie macht aber deutlich, was eine der drängendsten Aufgaben im Land und in den Kommunen ist: Denjenigen Lebensperspektiven zu geben, die zu uns geflüchtet sind. Nur so wird das, was allgemein als Integration bezeichnet wird, gelingen.

Im vergangenen Jahr sind mehrere Zehntausend Menschen als Flüchtlinge nach Brandenburg gekommen. Ca. 25.000 von ihnen wurden in den Landkreisen und kreisfreien Städten untergebracht. Viele von ihnen werden dauerhaft in Deutschland bleiben. Ob sie in unserer Region bleiben, hängt davon ab, ob wir ihnen die Chance geben, sich hier ein eigenes Leben aufzubauen. Nur, was ist dafür alles zu tun?

Am Beginn eines neuen Lebens in Deutschland stehen eine gute Unterbringung und Versorgung. Mit dem neuen Landesaufnahmegesetz haben wir die Voraussetzungen dafür verbessert: Das Land fördert künftig stärker als bisher eine Unterbringung in Wohnungen und mehr SozialarbeiterInnen und die Geflüchteten erhalten eine elektronische Gesundheitskarte, die ihnen den Zugang zu medizinischer Versorgung erleichtert.

Neben der guten Unterbringung ist vor allem das Erlernen der deutschen Sprache Grundvoraussetzung für eine neue Lebensperspektive. Die vom Bund angebotenen Integrationskurse sind erst nach positivem Bescheid des Asylverfahrens nutzbar. Damit wird wichtige Zeit verschenkt! Es ist deshalb nicht hoch genug zu schätzen, dass ehrenamtliche HelferInnen überall im Land, Sprachkurse anbieten. Das Land hat zudem ein Programm aufgelegt, das die Möglichkeit eröffnet, bereits deutlich früher einen Sprachkurs zu absolvieren. Und auch die Arbeitsagentur und viele Volkshochschulen haben Plätze für Sprachkurse geschaffen. Dennoch braucht es von der Bundesebene endlich genügend Integrationskurse, die allen Geflüchteten offen stehen.

Kinder lernen am besten voneinander. Flüchtlingskinder haben einen Anspruch auf Kita-Betreuung und Schulbesuch, wie jedes andere Kind auch. Ihre Integration in die Einrichtungen stellt hohe Anforderungen an die Fachkräfte. Deshalb  unterstützt das Land die ErzieherInnen durch Fortbildungsangebote und durch pädagogisches Material. Und auch der Bund beteiligt sich durch finanzielle Förderung von Sprach-Kitas an der Entwicklung tragfähiger Strukturen.

Bereits in der Erstaufnahmeeinrichtung gibt es für Kinder und Jugendliche erste schulische Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache. Wenn sie in den Kommunen wohnen, unterliegen sie der Schulpflicht und sollen so schnell wie möglich am normalen Unterricht  teilnehmen. In 166 Vorbereitungsgruppen und 522 Förderkurse werden Flüchtlingskinder derzeit darauf vorbereitet. Durch das Land werden die notwendigen zusätzlichen Planstellen zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig werden aktuell ca. 120 Lehrerrinnen und Lehrer  im Bereich Zweitspracherwerb fortgebildet.

Flüchtlinge wollen möglichst schnell selbst Geld verdienen und ihren Lebensunterhalt bestreiten.  Hier gibt es mittlerweile eine intensive Kooperation und eine Vielzahl von Projekten von Arbeitsagentur, Wirtschaft und Politik, die einen möglichst reibungslosen Einstig in das Arbeitsleben ermöglichen sollen. Das Land stellt bspw. Gelder für eine assistierte Ausbildung für Jugendliche zur Verfügung, die Arbeitsagentur bzw. die Jobcenter ermöglichen über Einstiegsqualifizierungen den Ausbildungs- und Berufsstart und das IQ Netzwerk Brandenburg berät bei Berufsanerkennung und Fortbildungsbedarf. Weitere Beispiele sind Praktika, Qualifizierungsmaßnahmen für Menschen mit ausländischen Abschlüssen, Studienkollegs usw.

Das Leben in einem fremden Land ist kompliziert. Der Einstieg wird auch und vor allem durch zivilgesellschaftliches Engagement erleichtert. Tausende Ehrenamtliche begleiten Flüchtlinge bei Behördengängen oder zum Arzt, beraten im täglichen Leben, helfen im Rahmen von Patenschaften und ermöglichen den Spracherwerb. Und auch Vereine im ganzen Land engagieren sich, den Neuankömmlingen das Mittun zu ermöglichen. Diese Aktivitäten unterstützt das Land Brandenburg bspw. durch einen Fonds, aus dem Initiativen unbürokratisch finanzielle Unterstützung erhalten können und durch ein Fortbildungsprogramm für ehrenamtlich Engagierte.

All das und noch viel mehr trägt dazu bei, dass die zu uns Geflüchteten  sich in Brandenburg heimisch fühlen und sich ein eigenständiges Leben aufbauen können. So dass dann immer mehr von ihnen sagen können: Ja, ich bin integriert!

 

Dieser Text ist für das Magazin der Fraktion der LINKEN im Brandenburger Landtag entstanden. Er darf unter Angabe der Autorin gern für Publikationen verwendet werden.