Rettung des denkmalgeschützten Offizierscasinos?
Mehr als 16 Jahre gammelt es nun schon vor sich hin, das einstmals so prunkvolle Offizierskasino in Dallgow-Döberitz, – dem Verfall schutzlos preisgegeben und akut vom Einsturz bedroht. Seit die Gemeinde sich das marode Fachwerkgebäude 1996 von der Stadtentwicklungsgesellschaft Neu-Döberitz SEND schenken ließ, hat sie, abgesehen von einigen kleinen Ausbesserungsarbeiten am Dach, nichts zur Rettung des denkmalgeschützten Objektes getan. Lag dies wirklich nur an den finanziellen Möglichkeiten oder hoffte man in Wahrheit, dass der alte Kasten endlich einstürzt, um dann ein schönes Baugrundstück zur Verfügung zu haben?
Alte Fotos und Postkarten zeigen das Gebäude als imposanten Mittelpunkt des Lagers Döberitz, das sich im Umfeld des Truppenübungsplatzes Döberitzer Heide ab 1894 rasch entwickelte. Von der – keineswegs ruhmreichen – Vergangenheit dieses Lagers zeugen heute nur noch wenige Reste, so der bereits sanierte Wasserturm und eine Baracke, die von der Kita St. Martin als Spielhaus genutzt wird.
Wenn der Kaiser zur Truppeninspektion nach Döberitz kam, dann speiste er im Offizierskasino. Der prächtige neun Meter hohe Speisesaal war mit Wandgemälden aus dem Soldatenleben und einem Deckenleuchter aus Hirschgeweihen geschmückt. Auch wenn der Saal heute ein Bild des Jammers abgibt – der schöne Parkettfußboden ist eingebrochen, die Fensterscheiben sind zerbrochen – so lässt sich seine Schönheit doch noch erahnen. Seit dem Verkauf des Volkshauses fehlt in unserer Gemeinde ein Raum für Versammlungen und kulturelle Veranstaltungen, für Feste und Aufführungen.
Nun wollen Politiker der Gemeindevertretung aus den Fraktionen DIE LINKE/Bündnis 90-DIE GRÜNEN, der CDU und einzelne Freie Wähler das Offizierskasino zu neuem Leben erwecken – gegen den erklärten Willen der Verwaltung, die das Gebäude für abbruchreif erklärt hat und keinen Cent für die Rettung ausgeben will. Es sei spät, aber noch nicht zu spät, urteilt dagegen der Architekt Werner Jockeit, der über langjährige Erfahrung bei der Sanierung denkmalgeschützter Holzbauten verfügt und zurzeit das sogenannte Hexenhaus in Falkensee aus dem Dornröschenschlaf rettet. Deshalb beantragte die Fraktion DIE LINKE/Bündnis 90-DIE GRÜNEN in der Gemeindevertretung, umgehend Sofortmaßnahmen zur Sicherung des einsturzgefährdeten Daches zu treffen.
Beschlossen wurde nach langer Diskussion, zunächst die Kosten für diese Maßnahmen zu ermitteln und ein Finanzierungs- und Nutzungskonzept in Auftrag zu geben.
Dies sollte die Grundlage für die Einwerbung von Fördermitteln sein, die es der Gemeinde trotz knapper Kassen ermöglichen würden, das Kasino zu sanieren und einer neuen Bestimmung zuzuführen: als Sitz der Gemeindeverwaltung und als Identität stiftender Mittelpunkt des sozialen und kulturellen Lebens in unserer wachsenden Gemeinde.