Verstehendes Lesen - Keine Kompetenz der CDU?

Verstehendes Lesen – Keine Kompetenz der CDU?

Verstehendes Lesen ist scheinbar eine Kompetenz, die die CDU-Fraktion in Brandenburg noch lernen muss…

Aus dem Satz von Frank Tempel in der heutigen Ausgabe der Lausitzer Rundschau, es brauche legale Alternativen zu Crystal Meth, machte diese Zeitung in der Überschrift, „Linke will Crysta Meth legalisieren“. Das ist journalistische Freiheit, wenn man es auch getrost in den Bereich der Fehlinterpretation rücken kann. In der seriösen politischen Auseinandersetzung kann man allerdings erwarten, dass ein CDU-Abgeordneter, wenn er eine Pressemitteilung dazu macht, den ganzen Artikel dazu liest und vielleicht auch versteht…
Deshalb hier für Herrn Nowka: Herr Tempel sagt im Interview wörtlich: „In meiner Zeit als Polizeibeamter habe ich Leute gesehen, die Crystal oder Heroin konsumiert haben. Denen habe ich immer gesagt: „Ihr seid verrückt!“ Das Zeug ist so gefährlich, das kann man nicht legalisieren.“
Er sagt aber auch im Interview, dass man die Politik der Illegalisierung überdenken muss, da diese oftmals ungewollt Probleme verursacht. Er spricht deshalb davon, dass es legale Alternativen zu Crystal geben muss, bspw. wie beim Heroin die kontrollierte Abgabe eines Ersatzstoffs an Schwerstabhängige.
Daraus nun zu machen, DIE LINKE wolle Crystal legalisieren, ist in der politischen Auseinandersetzung unseriös und wird auch dem Problem nicht gerecht.

Prävention, Verhinderung von Herstellung und Verkauf sind wichtige Ansätze bei der Bekämpfung von Crystal Meth, dennoch müssen wir auch beantworten, was mit denjenigen passiert, die schwerstabhängig sind. Um Beschaffungskriminalität aber auch den Konsum gestreckter und verschmutzer Stoffe zu verhindern, braucht es eben auch legale Alternativen. In der drogenpolitischen Debatte ist auch dieser Bereich seit Jahren ein Thema, von Suchtersatzstoffen bis hin zu medizinisch kontrollierter Abgabe an Schwerstabhänige. Das ist aber etwas völlig anderes als eine Legalisierung, wie sie bspw. beim Cannabis tatsächlich denkbar wäre.

In der Pressemitteilung macht Herr Nowka aber noch etwas, was wenig seriös ist. Er behauptet, die Sozialministerin habe gesagt, dass eine Bereitstellung von Mitteln für Suchtprävention nicht vorgesehen sei. Möglicherweise ist es an dieser Stelle mit dem „verständlichen Schreiben“ ebenso wie mit dem „verstehenden Lesen“. In jedem Fall ist diese Behauptung falsch. Selbstverständlich gibt es im Haushalt vorgesehene Mittel für Suchtprävention. Diese wurden nicht aufgestockt, so dass Herr Nowka vielleicht meint, dass nicht „MEHR Mittel für Suchtprävention“ bereit gestellt werden.Das wäre dann eine richtige Aussage, wobei mir seitens der CDU auch kein Antrag zum Haushalt bekannt ist, dass die Mittel erhöht werden sollen. Den Eindruck zu erwecken, es gäbe keine Mittel dafür, ist aber ebenso unseriös und falsch, wie die Behauptung, DIE LINKE wolle Crystal legalisieren.

(Zum Artikel in der Lausitzer Rundschau geht es hier: http://www.lr-online.de/…/Tagesthemen-Linke-will-Crystal-Me… und zum Originalinterview hier http://www.lr-online.de/…/Wir-haben-ein-Crystal-Problem;art… – leider sind beide nur als Bezahlversion abrufbar).