Besuch in der Flüchtlingsnotunterkunft in Berlin Mitte

Besuch in der Flüchtlingsnotunterkunft in Berlin Mitte

Als ich am vergangenen Wochenende den Leiter der Flüchtlingsnotunterkunft in Berlin-Mitte, Mathias Hamann, bei einem Workshop kennen gelernt habe, hat er mich ob meiner vielen Fragen eingeladen, mir die Unterkunft einmal anzuschauen, um mir vor Ort ein Bild zu machen. Die Einladung habe ich gern angenommen, und so bin ich heute nach Berlin gefahren.

In Berlin, wie überall in Deutschland, kommen derzeit sehr viele Flüchtlinge an. Es gibt in Berlin zu wenig Plätze in der Erstaufnahme, so dass Flüchtlinge, die dort keinen Platz finden, zuerst in eine der Notunterkünfte verwiesen werden, dort einige Tage bleiben, bis sie in der Erstaufnahmeeinrichtung aufgenommen werden. Dafür mussten die Bezirke Turnhallen bereit stellen. Berlin Mitte hat den Sportplatz auf dem Gelände des Poststadions in der Kruppstraße (im Ortsteil Moabit) zur Verfügung gestellt, auf diesem wurden zwei Traglufthallen errichtet. Sollte dies zunächst nur ein Provisorium für ein paar Monate und am 30. April beendet sein, wurde nun vom zuständigen Senator für Gesundheit und Soziales, Mario Czaja (CDU) entschieden, dass diese Notunterkunft noch mindestens ein Jahr betrieben wird.

Meine GenossInnen in Berlin kritisieren den Senat zu Recht, dass er es nicht geschafft hat, genügend Kapazitäten in der Erstaufnahme bereitzustellen, um solche Provisorien unnötig zu machen. Flüchtlingen ein gutes Willkommen zu bereiten heißt auch, für eine gute Unterbringung zu sorgen. Da hat der Senat noch einiges zu tun, und ich hoffe sehr, dass es ihm gelingt, die Notunterkünfte überflüssig zu machen.

Praktisch heißt das für die Flüchtlinge, dass sie vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) einen Schein bekommen, in dem die Übernahme der Kosten für die Unterbringung in einer Notunterkunft bis zu dem Zeitpunkt, an dem eine andere Unterkunft in der Erstaufnahme bereit steht, bescheinigt wird. Im Schnitt sind die Flüchtlinge 3,5 Tage in der Notunterkunft in Berlin Mitte untergebracht.

Gleichwohl konnte ich mir heute ein Bild von den Traglufthallen machen und habe den Eindruck gewonnen, dass dies für Notsituationen eine Alternative zur Unterbringung in Turnhallen sein kann.

Die beiden Traglufthallen haben zusammen 2500 qm und bieten maximal 294 Flüchtlingen Platz. Sie werden von der Berliner Stadtmission betrieben. Solche Traglufthallen kamen auch bereits bei der Obdachlosenunterkunft zum Einsatz. Es gibt eine Luftschleuse, die einen kleinen Überdruck aufrecht erhält, um die Hallen zu tragen.

Traglufthallen

Traglufthallen

Eingang

Eingang

Im Innenbereich sieht man, nachdem man den Einlassbereich passiert hat, einen recht großen Aufenthaltsbereich mit Sitzgelegenheiten, Kicker und Tischtennisplatten, Kinderecke und Essbereich.

traglufthallen6

Aufenthaltsbereich, ganz rechts hinten sieht man die Spielecke.

Kicker und Tischtennis

Kicker und Tischtennis

Eine Wand mit Kinderzeichnungen.

Eine Wand mit Kinderzeichnungen.

Im Bereich links des Eingangs gibt es einen Schlafbereich, der genau so gestaltet ist wie der Schlaftbereich in der kleinen Halle. Es gibt abgetrennte Abteile, in denen sich je drei Doppelstockbetten finden. Außerdem gibt es einen Sanitärbereich.

Schlafbereich

Schlafbereich

Sechs betten in einem Abteil.

Sechs Betten in einem Abteil.

In dem Schlafbereich ist es extrem eng. Es gibt eine immer anwesende Brandschutzwache und eine Security. Im Küchenbereich wird Essen eines Caterers zubereitet und bereit gestellt.

Der ganze Betrieb der Einrichtung ist nur mit ehrenamtlichen HelferInnen zu schaffen. Neben dem fest angestellten Personal sind ca. 600 freiwillige HelferInnen in der Unterkunft im Einsatz. Sie werden koordiniert durch eine Angestellte, die sich nur darum kümmert. Mathias Hamann schätzt, dass er täglich ca. 15 bis 20 Freiwillige braucht, um den Betrieb gut zu bewältigen. Neben sozialer Betreuung und Küchendienst sind die HelferInnen auch in der Kinderbetreuung im Einsatz. Und das Schöne ist: Er findet diese HelferInnen! Jeden Tag! Es ist für mich immer wieder beeindruckend, wie viele Menschen (nicht nur hier, überall im Land) bereit sind, in ihrer Freizeit geflüchteten Menschen zu helfen. Danke für diese Arbeit!

Mathias Hamann und sein Team machen eine tolle Arbeit. In der Einrichtung merkt man, dass die Arbeit zusammenschweißt und trotz der vielen Aufgaben allen die Arbeit Spaß macht. Natürlich wäre es besser, wenn es solche Notunterkünfte nicht bräuchte. Aber das gesamte Team arbeitet daran, den Flüchtlingen die ersten Tage in Deutschland, ohne Angst vor Bomben, Krieg und Verfolgung, so gut wie möglich zu machen.

Heute fand ein Frühlingsfest vor den Hallen statt. HelferInnen und Flüchtlinge feierten zusammen, bei Musik, Kaffee und Pfannkuchen. Hier traf ich auch Christiane Hoff, Bezirksverordnete der LINKEN in Berlin Mitte. Sie ist regelmäßig ein bis zwei Mal pro Woche hier zum Küchendienst.

Ich ging mit einem komischen Gefühl. Einerseits finde ich es toll, wie viel Engagement hier für Flüchtlinge aufgebracht wird, und andererseits wünsche ich mir, dass es Notunterkünfte nicht braucht. Auf jeden Fall danke ich Mathias Hamann und seinem Team herzlich für die Besichtigung und den Einblick in die Arbeit!