Kurz inne halten
Gerade habe ich erfahren, dass Dr. Manfred Kluger, langjähriger Gemeindevertreter und Kreistagsabgeordneter der CDU bei einer Reise in sein geliebtes Afrika einem Herzinfarkt erlag.
Ohne Zweifel ist dies eigentlich kein Thema, für den Blog einer Linken. Und dennoch fühle ich mich so, dass ich dazu etwas schreiben möchte. Das liegt sicher nicht daran, dass Manfred Kluger ein Jugendfreund meines Schwiegervaters war. Auch nicht, dass er DIE LINKE eigentlich gehasst hat, hat etwas damit zu tun.
Vielmehr bedaure ich es, dass es gerade jetzt passieren musste, jetzt, wo wir beide gerade angefangen haben, uns ein wenig zu mögen.
Vor zweieinhalb Jahren erschien in meinem Buchverlag ein Buch über die Gemeinde Dallgow-Döberitz, an dem er entscheidend mitgewirkt hat. Da wusste er noch nicht, dass ich bei der LINKEN bin. Als er es erfuhr, sagte er, dass er sich am Buch nicht beteilgt hätte, wenn er es gewusst hätte.
Dann waren Kommunalwahlen und ich wurde, ebenso wie Manfred Kluger in die Gemeindevertretung gewählt. Und gleich zu Beginn der Wahlperiode bekamen wir uns heftig in die Wolle, es ging um Stolpersteine, einen Solarpark, DIE LINKE als Partei und die DDR. Und dennoch begannen wir uns zu mögen. Ich habe an ihm geschätzt, dass er absolut ehrlich war. Wenn Manfred Kluger etwas sagte, dann meinte er es so. Ehrlich, ungeschönt, undiplomatisch, oft anstrengend, halt einfach ehrlich. Punkt.
Bei unserem letzten Zusammentreffen, bei einem Bier nach der Gemeindevertretersitzung, sagte er mir, dass er finde, dass ich nicht in DIE LINKE gehöre, sondern in irgend eine andere Partei. Vielleicht auch in die CDU, aber jedenfalls nicht in DIE LINKE. Ich erklärte ihm dann, dass ich genau da hin gehöre. So ganz überzeugen konnte ich ihn wohl nicht. Aber am Ende sagte er mir, dass er an unserem nächsten Buch mitarbeiten würde, obwohl ich bei der LINKEN sei.
Nundenn, ich habe dennoch nicht vor, die Partei zu wechseln. Aber ich glaube, Manfred Kluger und ich hätten Freunde werden können, obwohl ich bei der LINKEN bin und obwohl er bei der CDU war.
Und, irgendwie… bin ich froh, dass wir gerade noch anfingen, uns zu mögen…