Standortübungsplatz der Bundeswehr in der Döberitzer Heide – Besichtigung
Zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Norbert Müller habe ich heute den Standortübungsplatz der Bundeswehr in der Döberitzer Heide besichtigt. Der General für Standortaufgaben Berlin, Michael Matz, sowie weitere Bundeswehrangehörige zeigten uns das Gelände. Geplant hatten wir diesen Besuch, als die Bundeswehr noch plante, auf dem Gelände eine Sammelstandortschießanlage zu errichten. Inzwischen sind die Pläne vom Tisch, den Termin wollten wir uns aber dennoch nciht entgehen lassen.
Aktuell üben auf dem Platz das Wachbatallion und das Feldjägerregiment Berlin und das Sanitätsregiment Kladow sowie „Gäste“, was in der Regel Bundeswehrteile sind, die auf einem Marsch hier Halt machen und ein paar Stunden üben, um dann weiter zu ziehen. Auch Reservisten nutzen das Gelände ca. vier Mal im Jahr. Außerdem gibt es Vereinbarungen mit zivilen Kräften, bspw. der Hundestaffel des DRK und dem THW zur Nutzung des Platzes.
Das ca. 500 ha große Gelände besteht eigentlich vor allem aus Heidelandschaft und jungem Wald. Der Wald wird von der Bundesforstverwaltung bewirtschaftet und er wird auch bejagt.
Zwar stehen an diversen Stellen auf dem Gelände Bauwerke herum, in der Regel sind das aber Überbleibsel der vorangegangenen militärischen Nutzung durch die rote Armee, die nach und nach – vor allem mit Hilfe des THW – abgetragen werden, da sie nicht den Standards der Bundeswehr für Übungen entsprechen und damit nicht genutzt werden dürfen. Nach Aussage unserer Begleitet finden an ca. 60 Tagen im Jahr Übungen statt, auch Nächte sind ca. 50 Mal betroffen. Dabei gibt es Wochen, wie diese bspw., wo niemand den Platz nutzt.
Es gibt auf dem Gelände eine Anlage, auf der mit Übungsmunition geschossen werden kann. Es kommen auf dem gesamten Platz nur Übungs. und Manövermunition zum Einsatz. Übungsmunition ist quasi Plastikmunition mit verringerter Reichweite und Manövermunition sind Platzpatronen. Munition, die im Einsatz verwendet werden würde, darf wegen der Reichweite nicht eingesetzt werden. Dadurch kommt es auch nur zu geringer Lärmbelästigung.
Geübt wird auf dem Übungsplatz neben dem Schießen auf der beschriebenen Anlage vor allem das Fahren im Gelände (auch mit LKWs), Bewegung im Gelände und „Räuber und Gendarm“ (Originalzitat eines unserer Begleiter, also alles was mit Marsch und Gegnersuche und Zusammentreffen mit diesem im Gelände zu tun hat).
Außerdem gibt es auf dem Gelände einen Biwak-Platz, wo Soldaten zelten können. Strom, Wasser und Abwasser gibt es nirgends, so dass auf Dixi-Klos zurückgegriffen wird, die an mehreren Stellen des Übungsplatzes stehen. Es soll jedoch eine Toilettenanlage gebaut werden, die ähnlich konzipiert ist, wie an Autobahnparkplätzen.
Wir haben natürlich gefragt, wieso das Bundesministerium für Verteidigung die Planungen für eine Sammelstandortschießanlage auf dem Übungsplatz eingestellt hat, nachdem diese öffentlich wurden. Mit meinen Worten würde ich, nach dem, was ich gehört habe sagen: Die Planungen für die Schießanlage waren schon einige Jahre alt. Nachdem sie öffentlich geworden waren und sich sehr schnell heftiger Widerstand entwickelte, wurde erneut geprüft und festgestellt, dass sich die Bedingungen verändert haben. Vor allem, dass die Landeshauptstadt Potsdam immer stärker ins Umland wächst und mit ihrem Wohngebiet quasi bis an die Grenze des Übungsplatzes heran wächst, dürfte deutlich gemacht haben, dass es sowohl wegen der Lärmentwicklung als auch wegen der Vorbehalte der Anlieger, schwer wird, die Planungen zu verwirklichen. Gleichzeitig wurde geprüft, ob der Bedarf sich wie erwartet entwickelt hat und ggf. anders zu bedienen ist als mit einer solchen Sammelstandortschießanlage. Da fand sich eine Lösung, die nach Aussage des Generals auch noch kostengünstiger ist, als der Bau der Schießanlage: Die vorhandene Hallenschießanlage in der Bernauer Straße in Berlin wird modernisiert, vor allem wird die Entlüftung verbessert. Der Rest des Bedarfs wird über andere Übungsplätze gedeckt. Der General versicherte uns, dass die Entscheidung gegen die Sammelstandortschießanlage endgültig sei.
So hat der Besuch gezeigt, dass tatsächlich unsere Recherche und das Engagement der UmweltschützerInnen, der AnwohnerInnen und FriedensaktivistInnen dafür gesorgt hat, dass die Planungen abgebrochen wurden. Ohne diesen öffentlichen Aufschrei hätte es wahrscheinlich keine erneute Prüfung der Pläne gegeben.
Wir haben auch noch gefragt, ob es denn überhaupt Bedarf für den Standortübungsplatz gibt. Erwartungsgemäß wurde dies bejaht, wobei dei Argumentation nicht wirklich überzeugend war. In Lehnin gibt es sehr nah einen gut ausgestatteten Truppenübungsplatz und die Hallenschießanlage in Berlin deckt einen großen Teil des Bedarfs für Schießübungen. Ich denke, dass es gut wäre, auf den Standort zu verzichten und ihn der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Zwischendurch habe ich mit dem General auch über den Verlegungsmarsch der Bundeswehr im November und die entstandenen Schäden gesprochen. Heute Abend wurde dann öffentlich, dass es am Wochenende wieder eine – diesmal noch größere – Truppenbewegung durch Brandenburg geben wird, Wieder ist das Havelland besonders betroffen. Hoffentlich bleiben dieses Mal die Straßen ganz!